Bedrängende Intensität bei der Musik "Über den Erlöser der Welt"
Festliches Adventskonzert in der Stadtkirche Lauterbach in ausgezeichneter Qualität
Ein vielfältiges Programm beim "Festlichen Adventskonzert" füllte die Bankreihen in der Stadtkirche Lauterbach. Speziell war es wohl die zweite Lauterbacher Aufführung der Kantate "De Salvatore Mundi" ("Über den Erlöser der Welt") des Lübecker Komponisten Manfred Kluge (1928-71), die viele Leute nochmals hören wollten, denn es ist ein ungewöhnliches und äußerst intensives Werk.
Zum Beginn des Konzertprogramms gaben Mitglieder der bewährten Kurpfalzphilharmonie in der Besetzung zu jeweils zwei Oboen, Klarinetten, Waldhörnern und Fagotten die Serenade Nr. 12 c-moll KV 388 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-91). Trotz der filigranen Spieltechnik der Interpreten blieb diese Darbietung etwas hinter den Erwartungen zurück. Das Ensemble spielte exakt, klangrein und namentlich in den Oboen und Fagotten fein nuanciert, doch auch für eine Serenade hätte das Stück getrost etwas spritziger und pointierter klingen dürfen.
Benjamin Brittens (1913-76) "A Ceremony of Carols" op. 28 wurde von der exzellenten Harfinistin Karin Schnur und der Lauterbacher Jugendkantorei trotz der eheblichen Schwierigkeiten in dieser Kompopsition weitestgehend exakt und sehr klangschön interpretiert. Auch die Solostimmen überzeugten mit schönem Stimmklang und hoher Musikalität. Eine sehr reife Leistung für die jungen Sängerinnen!
Höhepunkt des Abends war dennoch die erwähnte Kantate "De Salvatore Mundi". Auch wenn man sie vor einigen Jahren schon einmal gehört hatte, bedurfte das auch für die Zuhörer anspruchsvolle Stück eine gewisse Zeit des Einhörens. Die erste Lauterbacher Aufführung war überaus erfolgreich gewesen und die Aufnahme davon zur offiziellen der Stadt Lübeck erwählt worden. Ob ein ähnlicher Erfolg abermals möglich war?
Das in vier Hauptteile gegliederte Werk thematisiert den Sündenfall, das Leben Christi, seine Kreuzigung und Verklärung sowie dessen Auferstehung, Himmelfahrt und Wiederkunft.
Die lauterbacher Kantorei machte dabei von Beginn an einen hervorragenden Eindruck: Kraftvoll, einsatzgenau, ausgewogen und interpretatorisch sauber eingestellt wurden die Chorpassagen nachvollziehbar gestaltet. Auch das Orchster überzeugte hier voll, inspiriert und mit bester dynamischer Gestaltung. Die Gesangssolisten harmonierten untereinander auf das Beste und ließen keine Wünsche offen. Isabelle Müller-Cant bot einen prachtvollen Sopran ohne Schärfen von hoher Reinheit, der sich hinter dem Tenor des in Lauterbach schon mehrfach bewährten Knut Schoch nicht verstecken musste. Dieser begeisterte erneut durch seine tragende, weiche Stimme, seinen gelösten Duktus und die daraus resultierende maximale Natürlichkeit seines Gesangs.
Speziell im Bild 4 "Geburt Christi", aber auch an anderen Stellen weist die Komposition enge musikalische Verschränkungen von Themen und Rhythmen auf, wenn frei bearbeitete Weihnachtslieder-Motive mit Rezitativen zeitgleich sich mischen. Schwierig für die Interpreten und schwierig für die Zuhörer, darin den musikalisch roten Faden nicht zu verlieren. Doch der Lauterbacher Darbietung gelang das Kunststück, aus dieser Komplexität auch die Intensität heraus zu holen und erlebbar zu machen. So entfaltete sich etwa bei der Kreuzigung eine bedrängende dramatische Wirkung, welche die Zuhörer packte und bis zum Schluss nicht mehr los ließ. – Da machte es gar nichts, dass unterdessen regenschwere Böen lautstark an die Fenster rauschten.
Eine rundum gelungene Aufführung, die sich speziell der Einstudierung und sicheren, lebhaften Leitung durch Karin Sachers verdankte. Alle Künstler erhielten lang anhaltenden Applaus.
Martin Krauss (Bilder: Krauss)
Karin Sachers - Kantorei, Kurpfalzphilharmonie und Solisten
Lauterbacher Jugendchor