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Technische Perfektion ermöglicht interpretatorische Freiheit
Nils Mönkemeyer und Nicholas Rimmer im Hohhaus-Konzert — Konzert auch auf hr2 zu hören

Als Gastkonzert des Hessischen Rundfunks traten die Preisträger des Deutschen Musikwettbewerbs der Bundesauswahl "Konzerte junger Künstler" Nils Mönkemeyer (Viola) und Nicholas Rimmer (Klavier) bei den Lauterbacher Hohhaus-Konzerten auf. Der hessische Rundfunk zeichnete das Konzert auf und sendet daraus am Donnerstag, 20. März ab 20.05 Uhr auf hr2-Kultur. Wer das Publikum des Abends nach dem Konzert aus dem Hohhaus strömen sah, erblickte nur glückliche Gesichter. und das hatte seine Ursache.
Vom ersten T
on an — der gehörte zum Adagio und Allegro As-Dur op. 70 von Robert Schumann (1810-56) — zeigte Nils Mönkemeyer eine unheimlich warme und dabei feste Klanggebung. Nicholas Rimmer bot ein anschmiegsames und elegantes, höchst virtuoses Spiel auf dem Klavier. Man erlebte Schumann, wie er sein soll, aber leider nicht immer ist: keinesfalls zu zart, sondern bei aller Sentimentalität auch kraftvoll und entschlossen.
Als Haupt- und Höhepunkt des Konzerts konnte die Sonate für Bratsche und Klavier aus dem Jahr 1939 von Paul Hindemith gelten. Sie wurde von Mönkemeyer und Rimmer höchst verwegen interpretiert, ihre technische Perfektion ermöglichte ihnen alle interpretatorischen Freiheiten, die sie weidlich nutzten. Hinreißend Nicholas Rimmer in der hier recht sprunghaften Klavierstimme, ganz klar ausformuliert, pointiert und makellos in der Phrasierung. Auch die Violastimme, gespickt mit rhythmischen Schwierigkeiten, ist wandelbar, mal skandierend, mal getragen von lapidarer Leichtigkeit. Dieser Satz ist ein epischer und ein leidenschaftlicher zugleich und wurde ebenso expressiv wie kompakt zu Gehör gebracht. Die aufwühlende Komposition mündete in ein euphorisches Finale. Ein Wechselspiel aus herber Zartheit und Vehemenz, aufragende Pole von Kraft und Ruhe dominierten den Finalsatz.
Nach dieser etwas schweren Kost wirkten Wolfgang Amadeus Mozarts (1756-91) "Sechs Variationen über ein französisches Volkslied" balsamisch. Die Ausdrucksvarianten formten aus der entzückenden Melodie verschiedenste Stimmungen bis hin zur dramatischen Sequenz, von Nils Mönkemeyer mit großer Eleganz und mit fließender Klavierstimme im Wechselspiel gespielt wurden; denn die Linienführung oblag hier nicht nur der Viola.
Mit Spannung erwartete man dann noch die Sonate für Viola und Klavier a-moll aus dem Jahr 1919 von der englischen Komponistin Rebecca Clarke, eine preisgekrönte Komposition, die dennoch nur ganz selten zu hören ist. Nach einem furiosen Auftakt korrespondierten abgezirkelte Phrasen mit dichten Klangstrukturen unter häufiger Verwendung eines leichten Glissandos. Die wild bewegte Komposition geriet unter den Händen von Rimmer und Mönkemeyer, der hier besonders mit gezielt eingesetztem, effektivem Vibrato und exzellenter Bogenführung überzeugte, zu einem bedeutsamen Hörerlebnis. Im weiteren Verlauf entwickelte sich die Komposition rasant verspielt und für die Tonart überraschend heiter, im Finalsatz baute sich durch innovative Klanggebung große Dichte und Intensität auf, sehr emotional und farbenprächtig.
Das Publikum nahm die so meisterhaft dargebotenen Stücke, selbst die beiden modernen und nicht so ganz leicht zugänglichen Werke, begeistert auf und erklatschte sich noch zwei Sätze aus der humorvollen Sonate op. 8 von Ludwig van Beethoven als Zugabe. Mönkemeyer und Rimmer war es durch ihr technisches Können und ihren Gestaltungswillen gelungen, aus musikalischer Sprache reine musikalische Gedanken- und Gefühlswelten zu formen, die sich klar vermittelten.

Martin Krauss


Meisterhaftes Konzert der Preisträger. Nils Mönkemeyer (Viola) und Nicholas Rimmer (Klavier) beim Hohhaus-Konzert.