Selten war Trauer so schön wie bei der Musik in der Stadtkirche
Chor- und Orchesterkonzert mit Werken von Kraus, Mendelssohn und Rutter war großer Erfolg
erfolmpetenklängen in Nieder-Moos
Das traditionelle große Herbstkonzert für Chor, Solisten und Orchester in der Lauterbacher Stadtkirche stand dieses Jahr besonders im Zeichen der Trauer. Lauterbachs Kirchenmusikerin Claudia Regel hatte zum Volkstrauertag mit sicherer Hand ein Programm aus drei hervorragend aufeinander abgestimmten Werken vorbereitet, die sowohl in ihrer Art als auch in der Aufführungsqualität hervorstechende Ereignisse im musikalischen Jahr darstellten.
Zum Beginn stand die „Symphonie Funébre“ von Joseph Martin Kraus (1756 bis 1792), die dieser im Eindruck des plötzlichen Todes seines Königs Gustav III zu dessen Trauerfeierlichkeiten geschrieben hat. Durch die exzellente Umsetzung der Kurpfalzphilharmonie in recht großer Besetzung waren die Tiefe der seelischen Erschütterung und die Trauer geradezu greifbar. Das Werk wirkt dennoch nicht bedrückend, denn kurz vor dem wunderbar offen gestalteten Ende wird mit einer kanonisch angelegten Passage auch der Erlösungsgedanke thematisiert. Entscheidend für den gelungenen Ausdruck erschien bei der Trauersymphonie die fein abgestimmte Tongebung, eine Spieltechnik, in der vor allem die Violinen kaum je den vollen Ton geben und so den Eindruck des Seufzens erzeugen, was meisterlich umgesetzt wurde.
In Felix Mendelssohn-Bartholdys Hymne „Hör mein Bitten“ in der Version von 1847 traten die Lauterbacher Kantorei und sie Solosopranisten Anja Tschamler auf den Plan. In der Umsetzung von Teilen des 55. Psalms müssen Trauer, aber auch Verzweiflung, Furcht und heftiges Aufbegehren thematisiert werden. Die Kantorei wirkte dabei fast immer sehr sicher, konzentriert und kraftvoll mit bestechender Artikulation und sauberer Stimmführung. Einen ausgezeichneten Eindruck hinterließ hier bereits Anja Tschamler mit großen Stimmvolumen, reinem Klang bis in höchste Lagen und exquisiter Phrasierung. Tschamler war für dieses Konzert die perfekte Besetzung.
Zum Hauptteil des Konzertes, dem Requiem von John Rutter aus dem Jahr 1985, verstärkte die Jugendkantorei den Chor, was seiner Klangfülle sehr gut und der Genauigkeit keinen Abbruch tat. Eine sehr solide Einstudierung und hohe Präsenz des gesamten Chores, der kraftvoll, weich und ausgewogen klang, machte sich hier bezahlt. Die moderne Komposition, die in enger Anlehnung an die traditionellen Requiemformen doch behutsam Neues wagt und dabei bemerkenswerten musikalischen Tiefgang erreicht, verlangte Chor, Solistin und Orchester einiges ab. Die Kurpfalzphilharmonie hatte, wie so oft, einige hervorragende Solisten in ihren Reihen, die mit Horn, Flöte und vor allem Oboe glänzten. Das Orchester erwies sich zudem als höchst flexibel und führbar (wo manche andere just ihren „Stiefel herunter spielen“), so dass die konsequente und einfühlsame Gesamtleitung von Claudia Regel ihre Wirkung voll entfalten konnte. Anja Tschamler fügte sich absolut bruchlos in den eindrucksvollen Gesamtklangkörper, so dass das Konzert für das Publikum eine große Freude gewesen wäre – wäre nicht alles so traurig gewesen.
Aber auch die Trauer hat ihre Schönheit, vor allem in der Musik, und das Konzert in der Stadtkirche war hierfür das beste Beispiel, mit anspruchsvoller, nicht alltäglicher Literatur. Vom Publikum in der sehr gut besuchten Kirche wurden die Darbietungen bestens angenommen und ausdauernd beklatscht.
Bilder: Krauss