Beeindruckender Saisonabschluss der Hohhaus-Konzerte mit dem Duo Staemmler
Positive Bilanz im künstlerischen Bereich und in den Besucherzahlen – Ausblick auf die 60. Konzertsaison
Mit einem Preisträgerkonzert der 54. Bundesauswahl "Konzerte junger Künstler" endete die Saison der Hohhauskonzerte 2010/11. Für den Veranstalter, den Kreis Lauterbacher Musikfreunde, zog Anne Krembel positive bilanz, und zwar sowohl im künstlerischen Bereich als auch bei den Besucherzahlen, die auch an diesem Abend wieder erfreulich waren. Mit dem Duo Peter-Philipp Staemmler (Cello) und Hansjacob Staemmler (Klavier) konnte sie Künstler begrüßen, die seit ihrem Erfolg bei deutschen Musikwettbewerb in Berlin im Jahr 2009 für Aufsehen bei bedeutenden Auftritten sorgen.
Staemmler und Staemmler hatten für das Hohhaus ein spannungsgeladenes Programm zusammengestellt. Sie begannen mit der d-moll-Sonate von 1915 von Claude Debussy, mit der sie das Publikum tief beeindruckten. Der sehr reine, sonore Klang des Cellos ohne jede Ungenauigkeit oder Unsauberkeit im Anklang und das unaffektierte, aber ausdrucksstarke Spiel Hansjacob Staemmlers am Klavier überzeugten. In exzellentem Zusammenspiel interpretierten sie die leidenschaftliche Musik mit ihren zahlreichen, interessanten Motiven und belegten sie mit einem fesselnden Spannungsbogen.
Die Sonate g-moll op. 65 von Frederic Chopin (1810-49) kommt bei aller Glut, die diesem Werk innewohnt, herbsüß und melancholisch daher und wurde von den Staemmlers in einer technisch makellosen Interpretation in geradezu aufwühlende Form gegossen. Das klang alles leicht und fließend und sehr kompakt, deutlich und stringent phrasiert, aber nie mit Ausdruck überbordet. Brillant gelang das leise Aushauchen des harmonischen Largo-Satzes. Das kann man sicherlich auch anders spielen, aber wohl kaum besser. Auch das tief berührende Finale ließ keinerlei Wünsche offen.
Nach der Pause durfte man zwei eng zueinander gehörende, aber dennoch höchst unterschiedliche Sonaten von Ludwig van Beethoven erleben, nämlich die in C-Dur op. 102 Nr. 1 und in D-Dur op. 102 Nr. 2. Staemmler und Staemmler gingen diese Werke sehr selbstbewusst an. Die C-Dur-Sonate zeigt ein erstaunliches Spektrum an Expressivität, zunächst weich, dann pathetisch, dramatisch, dann wieder zart, sogar aggressiv, dann aber auch wieder verspielt, und das Duo entließ diese Vielfalt ungeschmälert und kraftvoll in den Raum. Die D-Dur-Sonate Nr. 2 wirkt dagegen etwas verschlossener, introvertierter, vielleicht gar etwas düster. Beim "Adagio con molto sentimento d'affetto" wurden die geforderten Gefühlsaffekte wunderbar offen gelegt, die Musiker blieben dabei erfreulich exakt, klangrein und formbewusst. Nur so lässt sich Schwulst vermeiden! Im Finalsatz ist Beethoven, wie in manchen anderen Werken auch, seiner Zeit weit voraus. In abgehobenen, fast schwebenden Passagen scheint die Zeit ihre Rolle zu verlieren. Staemmler und Staemmler konnten diese Effekte brillant umsetzen, mit dem Wissen um die moderne Musik vielleicht gar besser, als dies zu Beethovens Zeit möglich gewesen wäre.
Das begeisterte Publikum ließ nicht locker, bis es sich nicht eine Zugabe erklatscht hatte. Das Duo Staemmler präsentierte den virtuos gespielten "Danza Ritual del Fuego" von Manuel de Falla (1876-1946) und ließ damit erahnen, das noch ganz andere musikalische Welten das das Gehörte in ihnen steckt.
Anne Krembel gab zum Ende noch einen Ausblick auf die kommende Jubiläumssaison 2011/12, in der vermehrt Künstler auftreten werden, die vor längerem schon einmal im Hohhaus zu Gast waren und sich inzwischen künstlerisch weiter entwickelt haben. Flyer zu diesem Programm wird es ab Juni z.B. in der Buchhandlung Lesezeichen geben.