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Magie des mehrstimmigen Männergesangs erlebt
„Ensemble armarcord“ und Herbert Manfred Hoffmann in Nieder-Moos

Intendant Alexander Eifler konnte beim gut besuchten Nieder-Mooser Konzert in der 30-jährigen Jubiläums-Saison gleich zwei weitere Jubilare ehren. Der Organist des Abends, Herbert Manfred Hoffmann aus Frankfurt, war bisher in allen 30 Jahren aufgetreten und Pfarrer von Dietze wurde dafür geehrt, dass er die Konzertreihe initiiert und ihr seitdem treu geblieben war.

Zu Gast war das fünfköpfige A-cappella-Ensemble „amarcord“ aus Leipzig, ebenfalls nicht zum ersten Mal in Nieder-Moos. Wolfram Lattke (Tenor), Martin Lattke (Tenor), Franz Ozminek (Bariton) und die beiden Bässe Daniel Knauft und Holger Krause boten im ersten Teil Lieder aus „The Book of Madrigals“, also Stücke der Renaissance aus England, Frankreich, Italien und Deutschland, sowie im zweiten Teil Werke aus der Romantik.
Das Publikum durfte dabei die ganze Magie mehrstimmigen Männergesangs erleben. Die ehemaligen Mitglieder des Leipziger Thomanerchores brillierten durch Reinheit des Tones, durch immense, innere Spannung, hohe Ausdruckskraft und Exaktheit. Sowohl die ruhigen Stücke, wie zum Beispiel das später von J. Seb. Buch aufgegriffene „Mein Gemüth ist mir verwirret“ von Hans Leo Hassler mit seiner schlichten, ergreifenden Melodie als auch die verspielten Liebeständeleien eines Thomas Morleys brachte das Ensemble voll Authentizität, Prägnanz und Leidenschaft. Ihr stil ist elegant, kunstvoll ohne Verkünstelung und in aufregender Schwebe zwischen leise ironischer Distanziertheit und tiefer Einfühlung. Aufgelockert wird ihr Vortrag durch einen gehörigen Schuss Humor, nicht nur in den Ansagen. Interessant dabei ausserdem, wie schon vor mehr als 400 Jahren erhabene Tonkunst mit wenig erhabenen Inhalten (z.B. der Geschichte eines zänkischen Dorfweibs) kontrastiert wurde.
Der zweite, kürzere, romantische Teil bot Lieder von Robert Schumann, August Mühling und Felix Mendelssohn-Bartholdy. Auch diese Stimmung trafen die fünf Vocalvirtuosen trefflich. Unter der Überschrift „In lighter Mood“ kamen dann noch Folksongs aus Australien, Cuba, Irland, USA und Deutschland zum Vortrag. Hier wirkte das hochkompetente Ensemble dann doch manchmal etwas zu perfekt und abgehoben. „Last rose of summer“ aus Irland geriet beinahe zum Schlaflied, doch ein nicht unerheblicher Teil des Publikums schmolz schier dahin. Nach dem virtuos-witzigen Arrangement auf „Es klappert die Mühle...“ wollte der tosende Applaus kein Ende nehmen.

Den erntete auch Herbert Manfred Hoffmann, der mehrfach in die Tasten der Denkmalsorgel griff. Hoffmann schaffte es in 30 Jahren Konzerttätigkeit in Nieder-Moos und auch diesmal, dass jeder seiner Auftritte ein ganz besonderes Musikerlebnis wurde. Er bescherte dem Publikum Werke, welche die Meisten wohl zum ersten Mal gehört haben dürften: die wildbewegte Toccata „Priére á Notre Dame“ von Leon Boellmann, die melodische und nachdenkliche Passacaglia E-Dur von Max Drischer sowie Menuetto-Impromptu von John Ireland, alles relativ junge Werke. Er bewies damit auch, welch hervorragender Literaturkenner er ist, der immer wieder Werke findet, die auf dem etwas eingeschränkten Instrument spielbar sind und gut klingen. Souverän und fließend im Spiel waren Hoffmanns Darbietungen ein besonderer Genuss.
Selbstverständlich ließ man in Nieder-Moos das „ensemble amarcord“ nicht ohne Zugaben gehen, die sie aus dem Bereich niveauvoller Popsongs wählten. Auch damit vermochten sie das Publikum in Bann zu schlagen.

Martin Krauss