Hohhaus-Konzert mit Tanz- und Schauspieleinlage
Das Trio Arioso beschloss mit modernem Programm die Konzertsaison
Das letzte Hohhaus-Konzert der Saison wartete mit einer Überraschung auf. Die Klarinettistin Antonia Lorenz interpretierte das Stück "Der kleine Harlekin" für einen tanzenden Klarinettisten, eine Komposition aus dem Jahr 1975 von Karlheinz Stockhausen (1928-2007). Es gibt weltweit nur 14 Klarinettisten, die dieses Stück im Repertoire haben. Nicht nur die Spielstimme, sondern auch die Tanzschritte sind genau festgelegt. Im schwarz-weißen Kostüm fegte Lorenz durch den Saal, spielte gekonnt die schrill-grotesken Sequenzen und bezog das Publikum auf humorvolle Weise mit ein. Auch die Skeptiker im Publikum merken dabei, wie unterhaltsam auch Stockhausens Musik sein kann.
Begonnen hatte das Konzert des Trio Arioso, das sind außer Antonia Lorenz noch die Fagiottistin Ulrike Jakobs und Isabel von Bernstorff am Klavier, mit dem Trio Pathétique von dem russischen Komponisten Michail Glinka (1804-57). Zwar überzeugte das Trio hierbei durch recht gutes Zusammenspiel sowie das sehr bewegliche Fagott und die Klangreinheit der Klarinette, doch mangelte es etwas an Ausdrucksstärke. Der technisch sehr gut gemeisterte Klavierpart wirkte in Nuancen etwas hart und beinahe hölzern.
Ein Eindruck, der sich bei den anderen Stücken des Programms, nun ausnahmslos Werke aus dem 20. Jahrhundert, nicht bestätigte. Der entschlossene, markante Duktus harmonierte zu diesen Stücken wesentlich besser, die Moderne entpuppte sich als die wahre Stärke des Trios. Sonatine-Tango für Fagott und Klavier des Franzosen und Milhaud-Schülers Pierre Max Dubois (1930-95), ein herrliches Werk mit deutlichen Anklängen an den Jazz, wurde rhythmisch und bezüglich der Phrasierung optimal interpretiert, brillant im Klavierpart und erstaunlich virtuos in der Fagottstimme, dabei von mitreißendem Ausdruck.
Nach der erwähnten Harlekinade von Stockhausen folgte das spitzige "Duo para Clarinetto e Fagotto" von Cesar Guerra-Peixe (1914-93). Vom musikalischen Gehalt her ist das Werk des Brasilianers wenig aufregend, es lebte jedoch durch das Spannend-Dialogische der beiden Blasinstrumente, die ebenso perfekt wie lebendig aufeinander bezogen waren. Eine meisterhafte Umsetzung.
Zuletzt gab das Trio den Jahrezeiten-Zyklus von Astor Piazolla (1914-93) zum Besten. Mit vollem Ausdruck und ungebrochenem Pathos vermittelten von Bernstorff, Lorenz und Jakobs das Schwermütige sowie das Schmachtend-Sentimentale dieser vier Stücke.
Das Publikum war von der Mehrzahl moderner Kompositionen nicht etwa verschreckt, sondern von der hohen künstlerischen Qualität des Trios und dessen sympatischer Ausstrahlung begeistert und erklatschte sich heftig noch den 3. Satz des Konzertstücks Nr. 1 g-moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy zur Zugabe.
Martin Krauss
Kompetent vor allem mit modernen Kompositionen: das Trio Arioso beim Lauterbacher Hohhaus-Konzert.
Karlheinz Stockhausen mit hohem Unterhaltungswert: Antonia Lorenz spielte und tanzte den "Kleinen Harlekin".