Die hohe Schule der Kammermusik zu Gast bei den Hohhaus-Konzerten
Das Trio Bamberg brachte auf virtuose Weise mehrere seltene Werke zu Gehör
Eigentlich hätte das Hohhaus-Konzert ausfallen müssen. Gerade einmal einen Tag vor Termin sate der Violinist Ulf Schneider wegen Krankheit ab. Zum Glück für's Publikum verfügt aber Dr. Martin Pfeffer über solch ausgezeichnete Kontakte, dass er binnen 24 Stunden einen "Ersatz" organisierte, von dem es höchst bedauerlich gewesen wäre, wenn man ihn nicht in Lauterbach hätte erleben dürfen. Das Trio Bamberg mit Prof. Robert Benz (Klavier), dem russischen Geiger Jewgeni Schuk sowie dem Cellisten Prof. Alexander Hülshoff ist ein sehr gefragtes und mehrfach preisgekröntes, das oft auf den großen Festivals gastiert.
Mit "A short procession" des 1960 geborenen Engländers Mark-Anthony Turnage stand auch gleich eine hochinteressante und in Deutschland wenig bekannte Komposition auf dem Plan. Das als Trauermusik für eine früh verstorbene Tänzerin komponierte Werk beginnt suchend, fragen, tastend, sehr verhalten, wird dann aber auch emotional aufgewühlt, dabei aber stets gemessen. Das Bamberg-Trio intonierte diese Komposition konzentriert, die melancholische Stimmung entfaltete sich mit hoher Intensitäät.
Vertrautere Klänge folgten: das Klaviertrio Nr. 2 F-dur op. 80 von Robert Schumann (1810-56). Benz, Schuk und Hülshoff legten diese bewegende Komposition sehr straff und mit hohem Tempo an, dabei mit lupenreinem Klang, im ausdruck sogar eher trocken, und höchst virtuos. Besonders im zweiten Satz "mit innigem Ausdruck", der in der Geigenstimme eine zauberhafte Melodieführung aufweist, begeisterte die Intonierung von Jewgeni Schuk. Kein Schmelz, dafür aber Leichtigkeit und große Klarheit, in idealer Tempogestaltung und Phrasierung. Das Trio zeichnete die Linien wunderschön aus, agierte prägnant und souverän.
Unverständlicher Weise hört man auch das Klaviertrio Nr. 2 op. 92 von Camille Saint-Saëns recht selten. Dabei ist es ein höchst beeindruckendes, mitreissendes Werk von großer Ausdruckskraft und Tiefe. Freilich ist es alles andere als leicht, u.a. mit halsbrecherischem Klavierpart, den Prof. Benzwie selbstverständlich vorlegte. Was man dann in den Folgesätzen zu hören bekam, das war schon die hohe Schule der Kammermusik, vielleicht an manchen Stellen gar eine Spur zu routiniert, aber filigran in der Technik, prägnant in Ausdruck und meisterhaft phrasiert von allen drei Künstlern.
Nicht unerwähnt sollte auch die hohe Qualität der Instrumente bleiben. Sowohl die Geige von dem französischen Geigenbauer Jean Baptist Vuillaume als auch das herrliche Cello machten das Musikerlebnis perfekt.
Selbstverständlich entliess man das Bamberg-Trio nicht ohne Zugabe. Das war der langsame Satz aus dem Klaviertrio des armenischen Komponisten Arno Babadschajan (1921-83). Viele hätten danach gerne noch die gesamte Komposition gehört, wenn man den Applaus zugrunde legt, doch die eingesprungenen Musiker mussten am nächsten Morgen schon wieder auftreten.
Martin Krauss
Das Trio Bamberg beim ersten Satz des Schumann'schen Klaviertrios.