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Besonderes Konzert in musikalischer Literatur und Ausdruck
Ensemble Vox Cellestis boten ein eindrucksvolles Konzert im Hohhaus

Gleich bei den ersten Tönen des Ensembles „Vox Cellestis“ merkten die Zuhörer, dass sie hier beim zweiten Hohhauskonzert der Saison etwas Besonderes erleben konnten. Und das lag nicht nur an der außergewöhnlichen Literatur. Wohl kaum einer hatte je Musik des in Polen geborenen und in Rußland wirkenden Komponisten Nikolai Mjaskowski (1881-1950) gehört, dessen Sonate Nr. 1 in D-Dur op. 12 von den Musikern als „Slawische Romantik“ angekündigt worden war. Viel mehr noch resultierte der Eindruck des Besondern an der außergewönlichen Tiefe der Interpretation und der Unmittelbarkeit des Ausdrucks, den Peter-Philipp Staemmler am Cello und Hansjacob Staemmler am Flügel hervorbrachten.



Man musste den Musikern dankbar sein für die Entdeckung dieser begeisternden, aufwühlenden und wunderschönen Musik, aber eben auch für die meisterhafte Vermittlung. Das Klavierspiel war geprägt von Entschlossenheit und Gefühl, und auch das Cellospiel hatte so gar nichts Bemühtes, vielmehr etwa Reifes und dabei Engagiertes, wo nötig auch Zartes. Ein sicherlich zurecht beim Deutschen Musikwettbewerb 2009 preisgekröntes Duo.
Für die Aufführung von fünf Liedern nach Texten von Eichendorff von Hans Pfitzner (1869-1949) bat der Bariton Georg Gädker zunächst um Verständnis. Pfitzner wird aufgrund seiner Nähe zum Nationalsozialismus und seiner unbelehrbar antisemitischen Grundhaltung heute kaum aufgeführt. Zudem war er ein konservativer Komponist, der an den Idealen der Romantik klebte, als andere bereits modernere Werke schufen. Dadurch aber, so Gädker, sei Pfitzner bis an die Grenzen des romantischen Komponierens gegangen und die Lieder aus jener Perspektive sicher hörenswert.
Allemal hörenswert dabei war Gädkers Gesang, man konnte erahnen, warum sich die beiden Staemmlers und der Bariton zu einem Ensemble formiert hatten, zeugte ihre Musik doch von einer ähnlichen Auffassung und Literaturbehandlung. Gädker verfügt über eine natürlich tragende Stimme mit Wohlklang in allen Lagen und eine kristallklare Artikulation, so dass man mühelos der Musik lauschen und dabei auch die Texte genießen konnte. Die besondere Hochschätzung von Pfitzners Liedkompositionen muss man allerdings nicht unbedingt teilen. Sie waren geeignet, die wertvollen Texte Eichendorffs zum Klingen zu bringen, aber eine größere Intensität als bei den Liedern früherer romantischer Komponisten war kaum auszumachen.



Dennoch war es auch interessant, Hansjacob Staemmmler als Liedbegleiter zu erleben, der in dieser Rolle ungewöhnlich markant und eigenständig agierte und damit einen speziellen Tonfall in die sonst nicht eben von Phantasie und Originalität geprägten Kompositionen brachte.
Musikalisch ergab sich indessen eine Steigerung, als drei Lieder aus „Des Knaben Wunderhorn“ von Gustav Mahler (1860-1911) gegeben wurden. Es waren Lieder höchst unterschiedlicher Stimmung, mit denen Gädker die bandbreite seines Ausdrucksvermögens belegte. Speziell die grotesk-komische „Fischpredigt des Antonius v. Padua“ dürfte dabei im Gedächtnis bleiben, aber auch „Wo die schönen Trompeten blasen“, wobei es Mahler gelang, mit wenigen Takten ohne Klischees in die Welt des Militärs zu entführen.
Die Sonate F-Duo op. 6 von Richard Strauss (1864-1949) brachten die beiden Staemmlers wieder mit meisterhafter Kompaktheit, Genauigkeit und Ausdruckstiefe zu Gehör. Eine vor allem harmonisch und melodisch interessante Komposition mit einem Mittelsatz, bei dem man am liebsten die Luft angehalten hätte.



Der Haupteindruck des Ensembles Vox Cellestis war also der der Intensität und Reife. Als Zugabe brachten die drei dann noch ein Stück zu Gehör, das sie für ihre Besetzung bearbeitet hatten, da man bis dato ja nur Duo-Besetzungen gehört hatte. Gustav Mahlers „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ nach dem Text von Friedrich Rückert überzeugte zuletzt besonders durch den ausdrucksvollen und schönen Gesang Georg Gädkers. Ein besonderes Konzert, das sicher nicht so bald vergessen wird.