Percussion-Posaune Leipzig bot feine, gehobene Unterhaltung
Festliches und föhliches Konzert im Lauterbacher Hohhaus
Sie verstehen sich in der rund achthundertjährigen Tradition Leipziger Blechbläsermusik, die drei Posaunisten von „percussion-posaune“ Joachim Gelsdorf, der die Bassposaune bläst, Marton Palko und Stefan Gruner, der erst am Tag zuvor für den erkrankten Stefan Wagner eingesprungen war. Bereits im Jahr 1479, so erzählte Gelsdorf in seinen launigen ansagen, hatten die Stadtoberen von Leipzig etwas begriffen, was selbst heute noch manchen Kommunalpolitikern nicht einsichtig scheint, nämlich dass es „zum Nutzen der Stadt“ sei, wenn Musiker fest eingestellt wurden.
Aber das Ensemble ist beileibe nicht nur der Traditionspflege im herkömmlichen Sinn verpflichtet, sondern schlägt mit seiner Literaturauswahl und natürlich in der Zusammenarbeit mit dem Percussionisten Wolfgang Dix auch den Bogen in die Moderne. Dieser hatte neben einem kleinen Standard-Schlagzeug auch allerlei Rhythmuswerk und sogar einen großen, chinesischen Gong dabei, von dem noch die Rede sein wird. Weihnachtlich sollte das Konzert sein, und das wurde es auch sogleich, als die drei Posaunisten „Tochter Zion“ anstimmten, durch das Schlagzeug markant im Rhythmus betont und lupenrein harmonisch geblasen.
Dass der kurzfristig eingesprungene Stefan Gruner nicht bei allen Stücken so sattelfest erschien wie seine Bläserkollegen ist mehr als verständlich, fiel jedoch keum ins Gewicht, weil auch er als gelernter Soloposaunist ein brillanter Techniker ist. Bearbeitungen für drei Posaunen aus Johann Sebastian Bachs „Wohltemperiertem Klavier“ und dem „Weihnachtsoratorium“, weihnachtliche Pflichtliteratur für leipziger Bläser, kamen im ungewohnten, feierlichen Blechbläserklang überaus eindrucksvoll und unverbraucht daher. Danach gaben die Bläser einen Querschnitt ihres Repertoires mit Schwerpunk auf weihnchtliche Weisen, die bestimmt auch noch über den vor dem Hohhaus befindlichen Weihnachtsmarkt schallten, der jedoch zu dieser Zeit bereits die Buden schloss. Es hätte sicher prächtig gepasst.
Wolfram Dix brachte auch eigene Solo-Stücke zu Gehör, die ihn als percussionistischen Virtuosen mit erstaunlichem Rhythmusgefühl auswiesen. Besonders eindringlich geriet sein „Schiff mit Flügeln“, bei dem er dem chinesischen Gong überraschende Klänge entlockte und mit wenigen Dingen wie z.B. Klangschalen eine eigene, musikalische, wohlstrukturierte Welt erschuf. Das Publikum lauschte dem Meister gespannt, und wohl dem, der einen scheinbar schlechten Platz hatte und nicht so genau sah, womit Dix die jeweiligen Klänge erzeugte, weil das doch sehr vom eigentlichen Musikgenuss ablenkt.
Neben vielen älteren Kompositionen wie solchen von Corelli oder Henry Purcell, die alle frisch und neu klangen, waren denn auch neue und moderne bis hin zum jazzigen „Mr. B. & We“ von Hans-Peter Preu (*1964) sowie viel Weihnachtliches zu hören, so dass das adventliche Konzert entsprechend feierlich, aber auch lebendig und mit Betonung des Fröhlichen und Munteren geriet, das ja neben dem Besinnlichen unbedingt zur Weihnachtszeit gehört.
Das Publikum im vollbesetzten Rokokosaal applaudierte hingerissen und ließ die brillanten Musiker nicht ohne Zugabe ziehen.