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Spannender Klavierabend mit Minako Matsuura

Hohhaus-Konzert mit preisgekrönter Pianistin aus Japan

Eis und Schnee forderten auch beim vorletzten Hohhaus-Konzert ihren Tribut. Die Ränge im Rokokosaal waren nicht ganz so gut gefüllt wie bei den meisten anderen Konzerten. Dennoch herrschte erwartungsfrohe Stimmung: wie würde die gebürtige Japanerin Minako Matsuura, die in Paris mit Prof. Hubert Guillard studiert hat und im Jahr 2009 den Wettbewerb "Pianale" gewann, Komponisten wie Beethoven und Schumann wohl interpretieren?

Ludwig van Beethovens (1770-1827) Es-Dur-Sonate op. 81a legte die Pianistin recht eigenwillig, zu Beginn fast zögerlich verhalten an. Sie war offenkundig darum bemüht, die der Musik zugrunde liegenden Gedanken auszuformulieren, was ihr auf individuelle Art durchaus gelang, ohne dabei die rhythmische Gestaltung zu vernachlässigen. Sie interpretierte expressiv, dennoch zart, und spielte angenehm weich, flüssig und dabei prägnant ohne nennenswerte technische Probleme. Somit schuf sie ein von Nachdenklichkeit geprägtes Klangbild, das der Komposition gut anstand und das sehr gefallen konnte, wenn man sich als Zuhörer auf die eigenwillige Art einließ.



"El Albaicin" aus der "Suite Iberica" von Isaac Albeniz (1860-1909) ergab dazu einen reizvollen Kontrast. Matsuura gab der spannungsgeladenen Komposition mit ihren vielfach variierten, eng verschränketen Aufwärts- und Abwärtsbewegungen kompakte Gestalt und konnte technisch brillieren. Man ahnte, dass ihr variabler, kontrollierter Anschlag und das ausgeprägte Rhythmusempfinden für ihren Wettbewerbserfolg ausschlaggebend gewesen sein dürften.

Sehr einfühlsam und hingebungsvoll bot die Japanerin auch auch den Choral mit Variationen des französischen Komponisten Henri Dutilleux (geb. 1916) dar. Der zwischen 1946 und 48 komponierte Finalsatz seiner Klaviersonate sollte Liebesgefühle thematisieren und tat dies mit zahlreichen Ecken und Kanten und nicht ohne klangliche Schärfen, insgesamt jedoch mit einem friedlichen Grundausdruck voller Lebendigkeit. Hier gelang Minako Matsuura eine höchst beeindruckende Interpretation, welche die vielen musikalischen Extreme der Komposition sicher um ein ruhiges, stabiles Zentrum versammelte.

Die zweite Konzerthälfte war dann ganz der Sonate op. 11 in fis-moll von Robert Schumann (1810-56) gewidmet. Matuura versuchte sich also am großen, romantischen Duktus, nicht ohne das notwendige Pathos. Doch mag es vielleicht für eine Asiatin besonders schwierig sein, den romantischen Ausdruck richtig zu erfassen und umzusetzen. Gab es technisch auch kaum etwas auszusetzen am Spiel von Minako Matsuura, so konnte sie das anspruchsvolle und sicher auch recht verwöhnte Lauterbacher Publikum in dieser Hinsicht nicht recht zufrieden stellen. Da fehlte eben doch der rechte Schmelz und die leise Selbstironie der romantischen Tondichtung, die Pianistin nahm alles etwas zu schwer und zu ernst, und ein gewisses Maß an Verbissenheit in ihrer Linienführung machte den Ausdruck hölzern. Trotz sehr gekonntem Einsatz des Pedals und den bereits erwähnten Fähigkeiten in der Anschlagtechnik fehlte den Läufen die Leichtigkeit. Immerhin aber gelangen ihr zum Ende des Finalsatzes auch einige sehr ausdrucksstarke Passagen. Die noch recht junge Pianistin verfügte also über beste Anlagen und schien nur für die Romantik nicht prädestiniert zu sein.

Das Publikum schließlich verübelte Minako Matsuura diese leichte schwäche nicht und applaudierte der insgesamt ausgezeichneten Pianistin freundlich. Diese bedankte sich mit einem weiteren, kurzen Schumann-Werk: dem ersten Albumblatt in fis-moll aus den "Bunten Blättern" op. 99.