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Vieldimensionale Musik der Gruppe „Saxofonquadrat“ aus Berlin
Sehr guter Besuch bei der 703. „Musik in der Stadtkirche Lauterbach“

Dass für ein Sonntagabend-Konzert der Besuch in der Lauterbacher Stadtkirche außergewöhnlich gut war überraschte nur mässig, denn das Ensemble „Saxofonquadrat“ aus Berlin war ja bereits schon einmal, bei den Pfingstmusiktagen im Jahr 2006, in Lauterbach zu Gast gewsen und hatte damals einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen.

Clemens R. Hoffmann (Sopransaxofon), Alemens Arndt (Alt-), Christian Raake (Tenor-) und Hinrich Beermann (Baritonsaxofon) betitelten ihren Auftritt schlicht mit „Alte und neue Musik“, recht typisch für sie, denn ein gewisses Understatement kennzeichnet ihre Auftritte ohne Showeffekte oder dergleichen. So gab es zunächst Werke auf dem 15. und 16. Jahrhundert zu hören, aus einer Zeit, in der es noch kein Saxofon gab, aber nicht nur der Klang der Instrumente rückte die alten Kompositionen in neues Licht.
Spannende Arrangements von Clemens Hoffmann verwandelten die Alte Musik in hochmoderne Werke, ohne ihre ursprüngliche Charakteristik zu verraten. Es wurde über getragene Töne oder Figuren ähnlich einem basso continuum phantasievoll improvisiert und viel mit dem Raumklang gearbeitet, was sich in der Lauterbacher Stadtkirche besonders anbot. Die Akteure verteilten sich im Kirchenschiff und bewegten sich fort, so dass eine erstaunliche Dynamik entstand und Überschneidungen, die an manche Werke von John Cage erinnerten. Die Musik war dadurch schon nicht mehr vier-, sondern vieldimensional, sie gewann an Unmittelbarkeit und Kraft.
Beachtlich war auch die Verbindung der vier Saxofone mit der Orgel. Karin Sachers verstand sich künstlerisch ausgezeichnet mit den vier berliner Musikern, Werke von César Frank und Charles Mingus gerieten zum besonderen Erlebnis.
Drei „Taumtänze“ vom Tenorsaxofonisten Christian Raake vereinten die Bläser wieder im Altarraum und boten höchst assoziative Klänge mit Witz und Esprit. Besonders beim „Geisterwalzer“ hätte man sich schon fürchten mögen, wenn man nicht gerade in der Kirche gesessen hätte.
Kompositionen des Mazedoniers Pande Shahov in sehr dichter Linienführung folgte schließlich die „Suite Hellenique“ von Pedro Iturralde, ein mitreißendes viersätziges Werk, rhythmisch sehr vertrackt, und dennoch abermals von höchst unmittelbarer, suggestiver Wirkung auf die Zuhörer.
Die gaben Standing Ovations für die technisch einwandfreie und künstlerisch begeisternde Aufführung, wodurch sie zwei Zugaben erhielten. Eine Fuge in g-moll von Johann Sebastian Bach in herrlicher Prägnanz und begeisternder Phrasierung dargeboten, sowie eine Adaption des Liedes „Der Mond ist aufgegangen“, das vor allem durch seine leicht schrägen Intermezzi dem Publikum zum Abschluss noch ein Lächeln auf die Lippen zauberte.