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Geglückte Kombination von Lyrik und Musik

13.09.2010 - LAUTERBACH

Von Martin G. Günkel

Kulturverein präsentierte Gedichte des türkischen Dichters Hazim Hikmet

Lyrik und Musik können bekanntlich in unterschiedliche Verhältnisse zueinander gesetzt werden. Mehrere dieser Möglichkeiten wurden in einer Lesung von Gedichten des türkischen Dichters Hâzim Hikmet (1902 bis 1963) im Lauterbacher „Posthotel Johannesberg“ durchprobiert, wobei die Übergänge oft fließend waren. Veranstaltet wurde die Lesung vom Kulturverein Lauterbach.

Die Texte waren sowohl im türkischen Original als auch in deutscher Übersetzung zu hören. Für ersteres zeichnete die Schauspielerin Tülay Yongaci verantwortlich. Den deutschsprachigen Part hatte ihre Berufskollegin Ursula Illert übernommen, die auch die Gedichte ausgewählt hatte.

Die Musik kam vom duo lézarde jazz: Die Cellistin Anka Hirsch und die Pianistin Elvira Plenar hatten, inspiriert von Hâzim Hikmet, Stücke geschrieben, die zu den Gedichten wunderbar passten.

Manchmal wechselten Gedichte und Musik einander ab, manchmal gingen sie ineinander über, manchmal gingen sie eine Gemeinschaft ein. Dies war zum Teil mit Liedern der Fall und zum Teil bei musikalischen Untermalungen der Gedichte.

Auch ohne türkische Sprachkenntnisse war es beeindruckend, die Originaltexte zu hören, deren Inhalte durch Illerts Part zugänglich waren. Die sehr lebendige Vortragsweise von Tülay Yongaci tat ein Übriges, um die Texte zu verstehen. Ein Gewinn außerdem, die türkische Lyrik auch einmal klanglich nachzuvollziehen. Einmal, gegen Ende, tauschten die Schauspielerinnen ihre Parts, sprachen die Sprache der jeweils anderen.

Hâzim Hikmets Gedichte knüpfen an orientalische Erzähltraditionen an, durchmischen sie aber mit modernen Einflüssen unter anderem der sowjetischen Literatur. Sowohl der rhythmische Sprachgestus als auch die besondere Metaphorik stellten merklich eine Inspiration für die Musik dar. Die changierte zwischen sphärischen und rhythmusbetonten Momenten.

Mit diesem Konzept begeisterten die Akteurinnen so sehr, dass die Zuhörer sie nicht ohne Zugabe von der Bühne gehen ließen.

(Quelle: Lauterbacher Anzeiger)

Fotos: Krauss