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Sa., 5. Juli 2014, Gewölbekeller Eisenbach

Theater con Cuore: Die furchtlosen Vampirkiller

 

Magier des Figurenspiels spielten im Gewölbekeller
Theater con Cuore aus Schlitz bot phantastische Dracula-Adaption

von Martin Krauss

Das Puppentheater, einstmals als geliebtes Steckenpferd des Kulturvereinsgründers Tilo Pfeifer ein Schwerpunkt, aber in den letzten Jahren im Programm etwas in Vergessenheit geraten, ist dabei, sich wieder eine feste Position im Spielplan des Kulturvereins zurück zu erobern. Und zwar einfach deswegen, weil es wieder erfreulich gute Angebote gibt. Gestierte im letzten Jahr mit Frieder Kräuders "Theater Gugelhupf" ein Urgestein im Gewölbekeller, das auch schon in früheren Jahren in Lauterbach zu Gast war, so feierte nun mit dem Schlitzer "Theater con Cuore" ein Figurentheater Kulturvereins-Premiere, das in den letzten Jahren zahlreiche Preise errang und in vielen Wettbewerben und Festivals überregional Aufsehen erregte.
Das "Theater con Cuore" aus Schlitz sind Virginia und Stefan P. Maatz, die neben zahlreichen Kinderstücken auch zwei umfangreiche Abendstücke für Erwachsene in ihrem Programm haben. Beide schienen hervorragend in den Gewölbekeller unter Schloss Eisenbach zu passen, für diese Saison entschied man sich zunächst für "Die furchtlosen Vampirkiller" mit dem Untertitel "Sorry, aber Ihre Zähne stecken in meinem Hals!". Dieses Stück geht auf den Kinofilm "Tanz der Vampire" von Roman Polanski aus dem Jahr 1967 zurück. Den Untertitel erfand die Filmfirma MGM, um den Film klar als Horror-Komödie zu kennzeichnen. Die Story des Filmklassikers und damit des Figurentheaterstückes ist wiederum eine Adaption des Dracula-Stoffes nach Bram Stoker, und ist für ein Figurentheater geeignet, weil es mit an sich schon etwas überzeichneten, skurrilen Figuren arbeitet.
Es geht um den schusseligen Professor Abronsius, der über Vampire forscht. Gemeinsam mit seinem naiven Adepten Alfred reist er in die Karpaten. Im Gasthaus des Shagal verliebt sich Alfred in dessen Tochter Sarah, die bald schon vom geheimnisvollen Graf Krolock entführt wird. Der Professor und Alfred folgen dem Grafen auf sein Schloss, in dessen Gruft das Unheil des Vampirismus haust. Krolock plant einen Vermählungsball mit der entführten Sarah, welche der Professor und Alfred natürlich befreien wollen. Das geling ihnen zwar im Trubel des Tanzes der Vampire, doch zu spät: die Saat des Vampirismus ist in Sarah schon aufgegangen, zum Ende schlägt sie die Zähne in den Hals des Alfred.
Diese Rollen teilten sich im Figurentheater acht Puppen und zwei Menschen, wobei die Menschen natürlich den Puppen zusätzlich ihre Stimme leihen mussten. Virginia und Stefan P. Maatz arbeiteten mit ca. 30 cm großen Handpuppen und spielten selbst in Kostümen die Sarah bzw. den Alfred. Jeder Puppenspieler spielte dadurch nahezu permanent mindestens zwei Rollen gleichzeitig, modulierte entsprechend die Stimme, führte die Figur und bediente dabei noch den Lichtcomputer, die Musikanlage und die eingebauten Tricks in der raffinierten und stimmungsvollen Kulisse, die zugleich den Kutschbock, das billige Gasthaus und das vornehme Schloss darstellte. Es war erstaunlich zu sehen, wie komplex, aber dabei auch wie unaufgeregt dieses Spiel vonstatten ging und wie gut die Illusion funktionierte. Der Größenunterschied zwischen den echten Menschen und den Puppen fiel bald gar nicht mehr auf, oft schienen sich die Puppen quasi von selbst zu bewegen und alleine zu sprechen, und wie nebenher entwickelten sie ihre jeweiligen Charaktere. Die Kunst der Illusion und die Magie des Puppentheaters wurde vom Theater con cuore auf das Trefflichste umgesetzt. Vom lustigen Slapstick über echte Spannung und Grusel-Faktoren bis hin zur Romantik des alten Schlosses und der jungen Liebe, Virginia und Stefan Maatz erwiesen sich als Meister der Emotionen. Das zahlreiche Publikum war hingerissen zwischen Spannung, Gelächter, Faszination und Bewunderung. Die fast eineinhalb Stunden intensives Theaterprogramm verstrichen wie im Flug, Menschen und Puppen erhielten mehrfach Szenenapplaus und wurden zum Ende gebührend gefeiert. Gut möglich, dass man im nächsten Jahr von den selben Künstlern den "Glöckner von Notre Dame" erleben wird.

Fotos: Krauss

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