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Samstag, 10. Dezember 2016 - Saal im Posthotel Johannesberg

Broom Bezzums: Winter Carol Tour 2016

Martin Krauss im Lauterbacher Anzeiger:

Winter Carol Tour der Broom Bezzums endete in Lauterbach
Riesiger Applaus im ausverkauften Saal beim Kulturverein Lauterbach

LAUTERBACH (mau). Als die „Broom Bezzums“ Andrew Cadie und Mark Bloomer im Mai 2015 im Gewölbekeller Eisenbach ein umjubeltes Konzert gegeben hatten und danach vorschlugen, sie könnten auch ein Weihnachtsprogramm anbieten, hatte der Kulturverein zunächst abgewunken. Mit Konzerten im Dezember hatte man schlechte Erfahrungen gemacht, zwischen zahllosen Weihnachtsfeiern hätten die Leute keine Lust auf Kultur, und beim Thema Weihnachten und Musik dachte man zunächst an allerlei Scheußlichkeiten. Dann wurden doch ein paar Stücke von der Winter Carol Tour der Band angehört, und schnell stand die Entscheidung fest: „Doch, das wollen wir, das Risiko gehen wir ein!“
Zurecht, wie man im Saal des Posthotels Johannesberg sah, denn annähernd 100 Zuschauer wollten die Broom Bezzums hören, sei es, weil sie in 2015 im Gewölbekeller schon Fans geworden waren, sei es, weil sie sie aus den Medien kannten. Denn die Broom Bezzums sind längst auf dem Parnass der Folk Music angekommen, laufen oft in der BBC, sind mehrfach preisgekrönt und erhielten den Preis der Deutschen Schallplattenkritik.
Für die Winter Carol Tour 2016, welche die Broom Bezzums quer durch die Republik und zuletzt nach Lauterbach geführt hatte, verstärkten sich die beiden in Deutschland lebenden Engländer mit der Sängerin und Violinisten Keike Faltings.
Man erfuhr im Konzert schnell, warum die Broom Bezzums im Folk-Bereich so erfolgreich sind. Sie nehmen sich traditioneller Folk-Musik ihrer Heimat England, aber auch Deutschlands an, recherchieren auch historische Quellen und spüren den alten Weisen der sogenannten einfachen Leute nach. Dazu gehörten auch kämpferische Politsongs, die es auch schon um 1600 gab, und die leider immer noch aktuell sind, wie Mark Bloomer betonte, dessen musikalische Wurzeln eigentlich in der Punkmusik liegen. Das Lied über den Krieg und die Leute, die davon profitieren, weil sie beiden Seiten die Waffen liefern, und die ihre Macht dafür einsetzen, dass der Krieg noch lange währt, hätte ebenso gut über den aktuellen Syrienkrieg geschrieben sein können.
In diesem solidarischen Sinne komponieren die Broom Bezzums auch neu und interpretieren ihre Lieder auf eine unprätentiöse, mitreißende, humorvolle Weise mit viel Herzenswärme und Spielfreude. Sie sind unverstaubt und unakademisch, dabei ernsthafte Musiker, die wissen, was sie tun. Keike Faltings, Mark Bloomer und Andrew Cadie verfügen nicht über ausgebildete Stimmen, aber bringen einen warmen, gekonnten und ausdrucksstarken Gesang auf die Bühne, wie es nur Menschen können, die von Kindheit an viel gesungen haben. A-cappella-Gesang zu dritt, ein Solo nur mit Gesang zum Geigenspiel, ohne jemals dünn oder daneben zu klingen, das sind schon Zeichen von besonderer Musikalität.


Hervorragende Stimmung herrschte beim Konzert der Broom Bezzums beim Kulturverein Lauterbach.


Dabei sind sie musikalisch keineswegs perfekt und gerade so virtuos, wie sie es sein müssen. Aber sie spielen mit großer Unmittelbarkeit und glaubhaftem Ausdruck, der die Menschen in die Seele trifft. Mit Gitarre, Geigen, dem traditionellen kleinen Dudelsack Northumberlands und mit der Mandoline schaffen sie ohne Show und ohne Soundeffekte eine ganz eigene, etwas rauhe, dichte Atmosphäre, in welcher sie die Musiktraditionen verwenden und weitergeben, anstatt sie zu konservieren.
Damit wurde es ein weihnachtliches Konzert ganz ohne klebrige Süße oder schwermütige Besinnlichkeit, sondern mit wunderschönen Songs und feurigen Tänzen aus England und Deutschland, wozu Keike Faltings noch einen ganz eigenen Teil beizutragen wusste. Denn die junge Musikerin, die „eigentlich“ Germanistin und Skandinavistin ist, stammt von der nordfriesischen Insel Föhr und hat zusammen mit musikalischen Freunden eine CD mit Liedern aus Nordfriesland in der friesischen Sprache herausgebracht. Ein Stück deutsche Volksmusik so ganz anders als das, was man im Musikantenstadl hören kann. Zusammen mit Mark Bloomer und Andrew Cadie präsentierte sie auch einige Lieder aus ihrem Bereich, die sich wunderbar einfügten und das Programm um reizvolle Aspekte bereicherten. Das Friesische war allerdings für die meisten weitaus unverständlicher als das Englisch der Broom Bezzums, aber freilich wurde humorvoll erklärt, was es da zu besingen gibt im hohen Norden.
Das Publikum war begeistert und erklatschte sich mehrere Zugaben, und auch die Künstler freuten sich über einen gelungen Abschluss ihrer Tour und möchten, wie so viele Gäste des Kulturvereins, gerne einmal wieder kommen.

 

Fotos: Krauß: