Martin Günkel:
Das Gegenteil von Belcanto
Die Marburger Band Malcanto gastierte im Gewölbekeller von Schloss Eisenbach
„Malcanto“ ist das Gegenteil von „Belcanto“ („schöner Gesang“) – und es ist der Name einer Marburger Band, die mit ihrer Musik und ihrem Gesang den Besuchern im vollbesetzten Gewölbekeller von Schloss Eisenbach einen richtig schönen Abend bereitete. Eingeladen hatte der Kulturverein Lauterbach.
Einflüsse aus Swing und Latin, aus Folk und Bluegrass, aus Tango und Polka ergeben bei Malcanto eine stimmige Mischung. Hinzu kommen deftige Texte in deutscher Sprache. Frontmann der Band ist der Sänger und Multi-Instrumentalist Peter Volksdorf. Er spielt unter anderem Akkordeon, E-Mandoline und Trompete. An seiner Seite spielen der Gitarrist Chilli Willi Schimanski, der Bassist Siegfried Steiner und der Schlagzeuger Erik Th. Singer.
Der Name der Band bezieht sich offenkundig vor allem auf die Texte, die ost böse Geschichten erzählen und gelegentlich Fäkaliensprache enthalten. So erzählt der Song „Schlaffe Tattoos“ davon, wie nach Meinung des Texters Tätowierungen aussehen, wenn sie einige Jahrzehnte alt sind. Auch bei seiner Moderation griff Peter Volksdorf gerne mal zu recht deutlichen Bildern. So sagte er über Siegfried Steiner: „Er spielt den Bass beinahe so, als ob man am eigenen Dickdarm rupft.“
Ob man diesen recht derben Humor mochte oder nicht: Das Zusammenspiel der Band überzeugte ganz und gar. Peter Volksdorf bot einen Gesang, der zu den Liedern bestens passte. Zudem beherrschte er die verschiedensten Instrumente mühelos – sei es die Mandoline, die kleine „Schlumpftrompete“, die laut Band früher einmal blau war, oder das bei fast allen Stücken eingesetzte Akkordeon, das Peter Volksdorf liebevoll „Heimweh-Kompressor“ nannte.
Chilli Willi Schimanski bekam für seine Soli immer wieder Szenenapplaus. Er spielte zwei verschiedene elektrische Gitarren mit einem hellen Ton. Je nach Stück wählte er eine ganz leichte Übersteuerung oder auch eine rockige Verzerrung. Allein schon mit der Wahl seiner Sounds trug er zum Stilmix bei, etwa wenn er bei einer Polka deutlich verzerrt spielte. Siegfried Steiner unterlegte das Ganze mit melodischen Basslinien, die sich nicht aufdrängten und das richtige Fundament bildeten. Erik Th. Singer hatte immer die passenden Schlagzeugrhythmen parat.
Nicht ganz so erfreulich war die hohe Lautstärke. Anders als sonst, saß diesmal nicht Norbert Ludwig vom Vorstand des Kulturvereins am Mischpult, sondern die Band erledigte die Abmischung selbst. Der Pegel war nicht immer angenehm und kam auch der Verständlichkeit der Texte nicht immer entgegen.
Fotos: Krauß